Gedenkstein Projekt
„Helga, du sagst, Du bist eine gläubige Jüdin? In dem Moment, in dem so viele Menschen um dich herum ermordet wurden, hast du da weiterhin geglaubt oder hast Du Deinen Glauben in dieser Zeit verloren?“, fragt ein Vertreter aus dem Kinder- und Jugendparlament Helga Arndtheim Melmed, eine Überlebende aus den Konzentrationslagern Auschwitz, Neuengamme und Bergen-Belsen. Die 97-Jährige lacht herzlich und erklärt ihren Glauben mit einer Metapher: „Es gibt Tage, an denen wir uns mit unseren Eltern streiten, sie vielleicht sogar hassen und wünschten, dass sie nicht unsere Eltern wären. Im nächsten Moment liegen wir uns wieder in den Armen und wissen, dass das leere Worte waren, und wir haben uns wieder lieb.” So sei es ihr auch mit ihrem Glauben gegangen. Sie habe ihn nicht verloren.
Helga Arndtheim Melmed, Jahrgang 1927, ist als Kind in Wilmersdorf aufgewachsen und hat die Schule am Nikolsburger Platz besucht. In der Nacht zum 18. Oktober 1941 wurden Helga und ihre Eltern Georg und Frieda von der Gestapo aus ihrer Wohnung an der Fechnerstraße abgeholt und zunächst ins Ghetto der polnischen Stadt Lodz gebracht. Ihr Vater wurde auf der Straße von Wachleuten willkürlich erschossen, ihre Mutter starb an Lungentuberkulose. Helga überlebte und kam nach der Befreiung aus dem KZ Bergen-Belsen erst nach Schweden, wo sie eine Tante aus den USA ausfindig machen und eine Einreiseerlaubnis für sie in die USA erwirken konnte. Ein Stolperstein erinnert an ihr Schicksal
Nach Berlin ist Helga Arndtheim Melmed gereist, weil sie von einem Projekt des Kinder- und Jugendparlaments über ein Seminar des Trägers ConAct (Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch) gehört hatte. Hierbei hatten Mitarbeiter des Jugendamtes und ein Vertreter der israelischen Partnerstadt Karmiel das gemeinsame Projekt, in Namen der jeweiligen Kinder- und Jugendparlamente, vorgestellt. Die Beteiligten planen, gemeinsam für die deportierten Kinder und Jugendlichen einen Gedenkstein zu setzen und mit einer Gedenktafel zu versehen.
Helga Arndtheim Melmed war sehr daran interessiert das Projekt kennenzulernen, mit den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen und hat sich viel Zeit für ihre Fragen genommen.
Gedenksteinprojekt geht in die nächste Runde
Heute wurde der Zaun zum "Schutz" des Gedenksteins gesetzt. Wir näheren uns mit großen Schritten, der finalen Umsetzung des Projektes. In den nächsten Wochen möchten wir gemeinsam mit allen projektbeteiligten Personen einen Text ausformulieren, welcher den Kindern und Jugendlichen Gedenken soll, welche Opfer des Nationalsozialismus waren.
Gedenksteinprojekt: Kurze Zusammenfassung
Gemeinsam mit dem Kinder- und Jugendparlament aus unserer Partnerstadt Karmiel-Israelplant das KJP Charlottenburg-Wilmersdorf einen Gedenkstein für die deportierten Kinder und Jugendlichen aus dem Nationalsozialismus zu setzen.
Ursprünglich sollte eine Gedenktafeln an Melitta Hoffmann erinnern, welche bei Maria und Martha Krause Unterschlupf fand. Trotz der intensiven Recherche in Israel und Deutschland konnten die Informationen nicht eindeutig eruiert werden. Die Kinder und Jugendlichen nutzen hierbei die Archive aus beiden Ländern und tauschten sich regelmäßig in Online-Sitzungen aus (mehr dazu: https://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/aktuelles/pressemitteilungen/2023/pressemitteilung.1306431.php)
Im nächsten Schritt, soll eine Gedenktafel angebracht werden. Die Einweihung des Gedenksteins soll über die Bürgermeisterin aus CW und dem Bürgermeister aus Karmiel erfolgen.
Am 01.05 bereiteten die Kinder und Jugendlichen aus dem KJP den neuen "Standort" für den Gedenkstein vor. Gemeinsam mit Graffitikünstlern wurden die beschmierten Wände des Spielhause mit den Wappen des Bezirkes, unserer Partnerstadt aus Karmiel, dem KJP und des Spielhauses Schillerstraße veredelt.
Vor allem die Zusammenarbeit mit der Friedenskirche Charlottenburg ist hierbei hervorzuheben. Durch das große Engagement der Gemeinde konnten kurzfritige Anfragen jederzeit ohne viel bürokratischen Aufwand bearbeitet werden. Ohne die große Expertise von Pastor Hendrik Kissel und den Jugendlichen aus dem Spielhaus Schillerstraße, wäre das Projekt in dieser Form nicht soweit gekommen.
Nach langer Suche haben wir endlichen den passenden Gedenkstein für unsere Tafel gefunden. 1,8 Tonnen später liegt der Stein an gewünschter Stelle. Ein riesen Dank an das Team des Grünflächenamtes, welche die verrücktesten Ideen des KJP immer mit viel Herzblut nachgegangen ist.
Mit viel Körpereinsatz beseitigen die Kinder aus Karmiel und Charlottenburg-Wilmersdorf das Unkraut, sodass wir mit einer ersten Bepflanzung beginnden können.
Einen weiteren spannenden Beitrag dazu findet ihr unter diesem Link:
https://www.die-friedenskirche.de/blumen-und-gedenkfelsbrocken